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Harald Klemm - Auf der Suche nach der verlorenen Kunst... | |||||||||||
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Harald Klemm -Auf der Suche nach der verlorenen Kunst: Die neue SachlichkeitAm
Beispiel der Neuen Sachlichkeit läßt sich nachvollziehen,
welche Einflüsse den Erfolg oder Mißerfolg von Kunst in
ihrer Zeit bestimmen können. Viele Künstler dieser
fortschrittlichen Bewegung des beginnenden 20. Jahrhunderts, deren
Werke unter dem Naziregime seit 1937 zur entarteten Kunst zählten,
haben sich von der Diffamierung zu Lebzeiten nie richtig erholen
können. Dass aber bis heute in Deutschland ein Schatten über
der Malweise liegt, hängt meiner Ansicht nach auch damit
zusammen, dass Hitlers Lieblingskünstler sich im Duktus der
Neuen Sachlichkeit ausdrückten. Dabei sieht man es Kunstwerken
an, ob sie ideologischer Verführung erliegen oder nicht.
Kanoldts freier Blick auf das Motiv war Grund genug, dass
Nazi-Chefideologe Rosenberg ihn kaltstellte und seine Kunstwerke aus
dem öffentlichen Raum entfernte. Das ist übrigens
unabhängig vom Motiv, auch ein Blumenstilleben kann den
Unterschied zwischen malerisch freiem Denken, Duktus und Ausführung
und unfreier angepaßter steriler Malweise aufdecken. Die Kölner haben diese neuen Kunstformen als erste in Deutschland geliebt und gefeiert. Wie schon die Neue Sachlichkeit, verfechten American Realism bis hin zur Pop Art und auch School of London vehement die Freiheit vor Ideologien. Als einer der ersten greift der in Köln lebende Sigmar Polke diese neuen Formen im Umgang mit der realistischen Darstellung auf. Als Fotograf und Maler, mit Hilfe der Rastertechnik aus dem Druckverfahren, entwickelt er seit den 60er Jahren neue Möglichkeiten, den Betrachter mit vielfältigem Vexierspiel aus der Wirklichkeit zu entrücken.
Sigmar Polke, Reiherbild, 1968
Vor
diesem Hintergrund begreift Harald Klemm die heutigen Möglichkeiten
realistischer Darstellung als Chance. In einer sich schnell
verändernden Welt stellt er einer Wahrheit nach, die
noch komplizierter
darstellbar ist,
als die fotografische. Es liegt nahe, dafür sowohl
Computerbilder, als auch Fotos zur Grundlage für das Motiv
auszumachen. Dann tritt die passende Maltechnik auf den Plan : das
Motiv entsteht im langsamen Schicht- für- Schicht- Auftrag der
Farbe. Der Betrachter erlebt den Anblick großer
Unbestechlichkeit,während gleichzeitig die Freiheit des
dargestellten Gegenstandes seine Gedanken beflügelt.
Er
sieht die zarten Farbschichten und stellt sich das darunter
Verborgene vor. Matte und glänzende Oberflächen
umschmeicheln das eine und beleuchten das andere Objekt ein und
desselben Bildes. Dort, wo viele Schichten hervorschimmern und
übereinander lagern, gibt es keine Ideologie mehr, erhebt keine
allein gültige Wahrheit Anspruch auf Vorherrschaft. Hier tritt
die Wahrheit in ihren unendlich vielen Gesichtern hervor. Die viel
gescholtene digitale Bilderwelt zeigt in dieser subtilen Bearbeitung
ihre Fähigkeit, Bilder in unbegrenztem Ausmaß auf ihren
Wahrheitsgehalt zu untersuchen, auf ihre Vorbildfunktion, auf Werte,
die wir schätzen und wahren möchten. |
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