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Raab Galerie Berlin

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El Bocho- Tapeart, Leinwand und Papierarbeiten

El Bocho- Tapeart, Leinwände und Papierarbeiten

El Bocho- Tapeart, Leinwände und Papierarbeiten

Straßenkunst gehört zum Stadtbild und es gibt Städte, wie zum Beispiel London, Tokyo und Berlin, deren Einwohner ihre Stadtkünstler richtig feiern, weil sie sich mit den Werken im Straßenbild identifizieren können.Eigentlich ist es leicht, einen guten Straßenkünstler auszumachen. Man kann das gut am Beispiel des aus Frankfurt nach Berlin zugezogenen El Bocho beschreiben. Er sucht sich Berliner Orte aus, an denen er die Betrachter seiner Werke begrüßt, mit „Breakfast in Berlin“, „Colour the City“, „Berlin“, „Ich sehe was, was Du nicht siehst“. Seine Straßenbilder sind anregend, geben ein gutes Gefühl mit auf den Weg und beschwingen den Schritt des Weitergehenden ebenso, wie sie dessen Gedanken beflügeln.Die Überraschung, auf dem Weg durch die Stadt einem seiner Werke begegnet zu sein, ist nicht zu überbieten. Dabei ist ihm wichtig, durch seine Werke nicht direkt ins Stadtbild einzugreifen, sondern es zu ergänzen und zu verändern: er arbeitet nicht direkt auf der Mauer, sondern bereitet seine Werke auf braunem Packpapier vor, das er nur noch an der richtigen Stelle an Wänden befestigt. Als wolle er sagen, hier kann es schöner sein, die Stimmung gehoben, habt ihr darüber einmal nachgedacht? Und wenn man wieder einmal als Bummler durch die selbe Straße geht, ist das Bild längst fort, aber die Erinnerung daran bleibt.

El Bocho ist für Berlin ein Glücksfall.Man sagt von Berlin, dass hier die Vergangenheit immer noch auf der Straße liege. El Bocho schärft den Blick auf Relikte in der Stadt und Erinnerungen aufregender oder anrührender Momente. Er setzt Zeichen, die der Betrachter wiedererkennt, nicht etwa mit dem Zeigefinger, auch nicht durch Kritik am Zustand mancher Ecken. Es ist etwas Neues, das durch seine Gemälde sichtbar wird, es schafft ein wenig ephemere Schönheit und weist damit gleichzeitig auf die Vergänglichkeit allen Strebens hin. El Bocho ist ein Romantiker und das passt sehr gut nach Berlin.

Die Weihnachtsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war in diesem Jahr mit japanischen Mangas illustriert, die gezeichneten Figuren der Mangas sind kühl im Ausdruck, Texte zu den Darstellungen sind eher rar. Für Weihanchten, dachte ich, wäre El Bocho meine Wahl gewesen, er hätte mir mit seinen Figuren und Sprüchen das Herz gewärmt. Aber man sollte nicht undankbar sein, schon seit geraumer Zeit ist El Bocho in der Frankfurter Sonnatgsausgabe ein gern gesehener Illustrator,- zu den schwierigsten Beiträgen, wie zum Thema Afganistan, findet er Ausdrucksformen, die den Leser und Betrachter anrühren.

Als Künstler ist El Bocho heute so revolutionär, wie es Courbet vor 150 Jahren war. Courbet entschloss sich damals, nicht mehr die Welt der Fürsten zu heroisieren, sondern die des einfachen Mannes. Jeder kennt Courbets „Casseurs de Pierres“ aus dem Schulbuch, obwohl das Gemälde aus der Dresdner Sempergalerie im zweiten Weltkrieg im Dresdner Feuersturm verbrannte. Courbet hatte die Steinklopfer noch ins Atelier bestellt, als er das Bild malte. Auch El Bochos Werke entstehen im Atelier, sind nicht Ausdruck spontaner Expressivität, sondern expressive Gedankenexplosionen. Er ist wie Courbet ein anteilnehmender Mensch. Ihn lässt die Welt um ihn herum nicht kalt, er holt sich direkt aus seinem Umfeld die Bilder, in denen wir uns als Betrachter wiederfinden. Großstadtthemen, der Alltag, aber ein Alltag, der Sehnsüchte, Freuden und Fragen an das Leben ausdrückt.. El Bocho ist in diesem Ansatz Courbet im 19. Jahrhundert vergleichbar.

Was geschieht eigentlich, wenn ein Straßenkünstler in einer Galerie ausstellt? Wahrscheinlich waren die ersten Ausstellungen der Brücke Maler vor hundert Jahren für Galeristen ähnlich aufregend. Neue Bildformen verlangten damals nach neuen Präsentationsformen und nicht geringere als die Bauhausmeister und deren Umfeld waren dabei behilflich. Heute ist das nicht anders.So hat Peter Föste vom Literaturhaus in der Fasanenstraße ein Großgemälde El Bochos installiert, das nicht nur im Raum beeindruckt, sondern auch durch die ernsthafte und hochinteressante Auseinandersetzung mit Kurt Tucholski, Peter Föste hat den Text für El Bocho ausgewählt.

Für den Innenraum malt El Bocho seine Werke meist auf Leinwand, aber auch die Arbeiten auf braunem Packpapier begeistern uns. Wir halten sie auch unter konservatorischen Gesichtspunkten für abgesichert, denn auf Packpapier gemalte Werke sind uns seit den 60er Jahren bekannt. Wie es dabei um den Anspruch auf Ewigkeit steht, ist eine ernsthafte Frage.. Diese hält bekanntlich an, solange das Werk überlebt. Deshalb sollten wir die großen Papierarbeiten schützen, aber es ist nicht zu leugnen, dass Sie verlieren sie hinter Glas an Direktheit, die uns an den Werken so fasziniert.Läßt man die Werke ungerahmt, kann man sich vielleicht mit chinesischen Zeichnungen trösten, die Jahrtausende überlebt haben,- aber sie sind nicht auf braunem Packpapier entstanden. Viele Fragen stellen sich in der eigenen Zeit neu, sind nicht zu beantworten. Oder die Lösung findet sich erst später. So jedenfalls ergeht es den Werken von Rothko in Huston/Texas, die gerade ein italienischer Fresko-Spezialist von Kalkspuren ( die Rothko abends beim Betrachten seiner Bilder auf die Oberfläche der unfertigen Gemälde auftrug) gereinigt hat und damit ihr Überleben sichert.

Wir fragen uns schon, ob der Überraschungseffekt der Werke El Bochos in der Galerie genauso groß ist, wie auf der Straße. Wer täglich in den gleichen Räumen arbeitet, wird ja leicht betriebsblind. Aber auch durch unsere Schaufenster entdecken Menschen El Bochos Werke, sind sie eine Überaschung. Abends in den Räumen angestrahlt, üben sie eine so große Faszination aus, dass der Vorbeikommende am nächsten Tag wiederkommt. Wie man weiß, ist der zweite Blick immer auch ein Gütezeichen für das Werk, wenn es sich dann bestätigt. Die größte Freude ist dann der tägliche Umgang in den eigenen Räumen..



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