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ZHAO HAI - News from Beijing

ZHAO HAI - News from Beijing

ZHAO HAI


Zhao Hais frühe Bilder schildern seine Umgebung in der inneren Mongolei noch in Form eines traditionellen Malstils, wie er uns im Westen aus Werken des späten 19. Jahrhundert bekannt ist. Feine Striche herrschen auf den Ölgemälden vor, die die Welt vor der industriellen Revolution vor Auge bringen, Bauern in herkömmlicher Tracht, die ein Pferd führen und Mädchen im Schmuck ihrer Trachten, ein für unsere Sehgewohnheiten exotisches Bild. Aber bereits 1993 gibt es erste Brüche im Malstil, der grober wird, wenn Zhao Hai in seine Heimatlandschaft unförmige moderne Gebäude setzt. Der Bruch ist gewollt, man spürt die Diskrepanz zwischen der ondulierenden Landschaft und den scharfen Konturen der Architektur. Überall beobachtet er fortan diese Brüche, ob es der Straßenverlauf ist, der die Gebirgslandschaft mit absurdem Verlauf ihrer Schönheit beraubt, oder die im Vordergrund einer Landschaft befindliche Eisenbahnstränge, die man an dieser Stell als störend empfindet, auch wenn sie unübersehbar sind.


China ist ein Land mit Traditionen, die von einer Jahr tausende alten Hochkultur herrühren. Ein chinesischer Künstler ist sich dieser Kultur und ihrer Verpflichtungen bewusst, gleichzeitig lebt er in der heutigen Welt und versucht, sein Weltbild mit seiner Zeit in Einklang zu bringen.Wie überall sind auch in China viele noch im letzten Jahrhundert sichtbare Zeichen der alten Hochkultur moderner Zivilisation gewichen. Dennoch hat die alte Hochkultur das Denken der Menschen in China mitgeprägt, auch wenn das viele Menschen vergessen haben.


Uns geht es nicht anders, wenn wir heute zum Beispiel von den Gärten der Semiramis reden, ersteht vor unserem inneren Auge ein vollkommener Garten, aber dahinter stand ein Bewässerungssystem, das den Menschen der Region des Zweistromlandes zu großer Prosperität verhalf. Als das Wissen um diese technischen Errungenschaften vernachlässigt wurde,verschwand auch die Hochkultur. Es gelingt Zivilisationen im Umbruch nur selten, diesen Übergang bedächtig und sinnvoll zu gestalten und wenn dann noch der Fortschritt die eigenen Taten überrollt, stellt sich Chaos ein.


Zhao Hai setzt sich mit dem frühen Industriezeitalter auseinander, denn diese Kultur haben ihn seit seiner Kindheit geprägt..Sein Malstil wirkt gebrochen,dieser Bruch ist gewollt, er reflektiert die Unausweichlichkeit menschlicher Eingriffe in die Natur als etwas Bedrohliches. Um das zu überwinden, greift Zhao Hai ab 1996 zu einem interessanten Stilmittel: er verändert die Proportionen in den Bildern nach der Bedeutung der dargestellten Gegenstände, nicht nach deren Erscheinung. Eine große Ehrenhalle, vor deren Eingang eine Skulptur steht, ist kleiner als die Skulptur des großen Führers Mao, die Landschaft, in der sich Skulptur und Ehrenhalle befinden, ist aus dem Bild verschwunden, von ihr bleibt nur noch der Sternenhimmel im Hintergrund erhalten.1998, der Malstil ist energisch, fast ruppig geworden, entstehen Gemälde, wie «  Auf dem Marsch voran », die im Vordergrund einen Vater mit seinem Sohn auf die im Hintergrund hell erleuchtete Ehrenhalle zeigen. Die Atmosphäre im Vordergrund ist bedrückend, der Vater hält den Sohn an der Hand, den der Gang zur Ehrenhalle eher zu ängstigen scheint.


Aber Zhao Hai ist nicht mehr das ängstliche Kind, auch hat die Industrialisierung seit seiner Kindheit ihr Bild verändert, sie hat für ihn sogar ihren Schrecken verloren. Zwar bleibt sie Erinnerung, aber sie ist nicht mehr der eingeschlagene Weg. Wenn Zhao Hai sich an seine Kindheit erinnert, sieht er den kleinen Bahnhof noch vor Augen, der seine ersten Träume erfüllte, sein erstes Klassenzimmer,. den abendlichen Weg nach Hause. Diese Kindheitsbilder hinterlassen in seinen Gemälden eine auch für das westliches Auge unschwer zu entschlüsselnde Leere. Dabei erinnern sie uns an ähnliche, aus unserem Blickfeld verschwundene Eindrücke vergangener Industrielandschaften,an vermeintlich technische Errungenschaften. Hinter den Monumenten der Industrielandschaften verbergen sich dramatische Umwälzungen ganzer Landschaften und ihrer verschwundenen Lebewesen.


Diese Bilder, die in der Berliner Ausstellung gezeigt wurden, haben hier einen großen Eindruck hinterlassen: in der Nähe Berlins liegt Bitterfeld, eine Industriestadt, die jahrzehntelang Chemieprdukte in Anlagen hergestellt hat, die aus der Zeit der ersten Industrialisierung stammten. Umweltpflege wurde hier in einer Form vernachlässigt, die die Gesundheit von Menschen und die Existenz von Flora und Fauna gefährdete. Seit 1990 ist die Industrie in Bitterfeld modernisiert worden. Auch das hat große Brüche im Leben der Menschen herbeigeführt, aber die Veränderungen, die dieser Umbau herbeigeführt hat, sind sichtbar, die Landschaft ist wieder erblüht, der Dunstschleier über ihr ist verschwunden, nicht nur der Himmel ist wieder sichtbar, sondern die Farben sind zurückgekehrt.


Überall auf der Welt taucht die in den Bildern Zhao Hais beschworene Erinnerung der Menschen wieder im Gedächtnis auf, was dazu führt, dass sich Menschen unter großen Anstrengungen bemühen, der Welt wieder ein Gesicht zu geben, das Vertrauen in das Leben herstellt. Dieser Aspekt in der Malerei Zhao Hais wurde hier in Berlin deutlich und von den Betrachtern seiner Bilder sehr geschätzt. Im Mittelpunkt seiner malerischen Philosophie steht nämlich der Mensch, den Zhao Hai mit seinen Werken anspricht und anrührt.


Mit großer Freude würde man deshalb hier auch Zhao Hais neuste Werke begrüßen, die von blühenden Feldern und strahlenden Himmeln künden. Unter diesem Aspekt erhalten die alten Industrielandschaften, die schönen Lokomotiven, einen romantischen Anschein, sie liegen hinter uns, denn wir haben die Möglichkeit, wieder in Einklang mit der Natur zu leben. Dass das weiterhin großer Anstrengungen bedarf, kann man den neusten Werken Zhao Hais ebenso anmerken, die Industrie hat viele graue Brachen hinterlassen, auch sie können verschwinden, wenn wir uns vergegenwärtigen, was uns unsere Welt bedeutet und danach handeln..


Die im Jahr 2010 entstandenen neuen Gemälde sind so strahlend, dass man Johann Wolfgang von Goethe zitieren möchte: „Zum Augenblicke möcht' ich sagen, verweile doch, Du bist so schön...“ Aber Goethe spricht hier im Konjunktiv, der schöne Moment ist nicht die Wahrheit, es bedarf großer Anstrengungen, um die Schönheit zu bewahren, auch davon zeugen die neuen Werke Zhao Hais.


Zhao Hai wurde 1964 in der Inneren Mongolai geboren, ist in der Stahl- und Eisen-Stadt Baotao aufgewachsen und hat dort auch gearbeitet. Seine Werke sind vom dortigen Leben geprägt und von der Ortschaft, die er liebt. Seine Gemälde spiegeln die enge Verbindung zur Heimat wider, ein Anliegen, das auch in der Ausstellung „On the Way“ im April 2009 in der Raab (China) Galerie in 798 Artzone in Beijing zum Tragen kam.


In den Bildern lösen Erinnerungen sich auf unterschiedlichste Art auf. Teils mit Humor, wenn man die Portraits der großen marxistischen Autoritäten im leeren Klassenzimmer betrachtet, die dem Schülern Zhao Hai vor zwanzig Jahren bedrohlich im Nacken saßen. Mit Zuneigung, wenn man den wunderschönen Sonnenuntergang betrachtet, dem die Schulklasse gemeinsam auf dem Heimweg entgegengeht, die Sonne so rot, wie die Fahne. In allem schwingt ein Moment der Stille, der Verlorenheit und Verlassenheit, wir kennen das Gefühl aus den Werke von Edward Hopper.


Wenn die Lebewesen ihr Zuhause verlieren, bleibt das Gedächtnis. Ein altes chinesisches Sprichwort lautet: „Alte Pferde kennen den Weg“. Zhao Hai malt also Pferde, deren Symbolkraft zu den ältesten und stolzesten der chinesischen Tradition gehören, nennt diese Pferdeportraits jedoch nicht bei Namen, sondern gibt ihnen den Titel: „Gedächtnis Nr. 1 u.s.f.“.Wenn ein so altes Symbol zum Gedächtnis wird, gibt es große Hoffnung: auf die Liebe zum Leben, das Überdauern, die Natur.


Der Künstler nutzt das Thema der industriellen Revolution, die wir gemeinsam erlebt haben, um auf ihre besondere Symbolkraft hinzuweisen. Die Konstante am Verschwinden der Industrierevolution ist ihr Verschwinden, dies teilt sie mit anderen Kulturen aus der Geschichte nicht nur Chinas. An ihre Stelle sollen wieder Landschaft, Natur, alle Lebewesen treten. Wir müssen uns nur erinnern, nur die Liebe zum Leben in jedem Detail der alltäglichen Arbeit und des alltäglichen Lebens neu entdecken.


Biographie


1964 in der inneren Mongolei in China geboren

1991 Diplom am Art Department of Central University for Nationalities, Peking


Ausstellungen


2009 „Memories of the Steel Age“ , Raab Galerie Berlin,anlässlich der Asien-Pazifik-Wochen, On the Way“, Raab China, Peking,798 Art Zone, BeijingAsian Art Top Sho, Beijing 2008 „La Rive Gauche (Left-Bank) – Life of No Changes“the Opening Exhibition of Raab (China) Gallery, Beijing,Group exhibitin in St. Poelten, Austria 2007 Group Exhibition Raab Gallery Berlin, Germany, “Meaning”Suoluo Flower Gallery Oil Painting Invitational Exhibition, Grassland in East Art Area, Beijing. “People reminiscing at jianglou”Contemporary Art Exhibition, Linda Gallery, Beijing. 2006 Song Village The First Oil Painting Exhibition, Art Center East District, Beijing. 2005 “Pioneer”2006 Contemporary Art Invitational Exhibition, Pioneer Gallery of 798 Artist Area, Beijing. 2004 Zhao Hai Painting Invitational Exhibition, Art Institute of Inner Mongolia University of Science &Technology. 2003 The Third Oil Painting Exhibition, China National Fine Arts Museum, Beijing.Inner Mongolia Oil Painting Exhibition, Japan.

2000 Inner Mongolia Yong People Art Exhibition, Inner Mongolia Art

Gallery.

1998 98’ Chinese Contemporary Landscape Painting and Oil Painting Exhibition, China National Fine Art Museum, Beijing.

1997 Four People Oil Painting Exhibition, Beijing Music Hall Gallery.

1994 The First Nationa Baihua Art Exhibition, Beijing National Cultural Palace.

1994 The First “Xinzhu Cup” Chinese Painting and Oil Painting Exhibition, China National Fine Art Museum, Beijing.

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