Helge Mundt - Rosen von Sarajevo
Die Symbolik der "Rosen" ist sowohl optische als auch
gedankliche Herausforderung:
"Rosen" von Sarajevo sind
überall dort, wo Granateinschläge besonders viele Menschen
um ihr Leben brachten. Die Einschlaglöcher wurden durch ein
Komitee mit rosaroter Synthetikmasse ausgegossen. Sarajevo,
die "Rose Bosniens", erinnert so an das Blutvergießen vor
einem Kiosk; vor einer Bibliothek, deren gesamter Bestand
verbrannt ist; auf einem Friedhof, in einem Park, in einer
Einkaufspassage. Die "Rosen" blühen nicht; denn "Sub rosa"
(unter der Rose) liegt die Erinnerung.
Inspiriert durch Kevin P. Nichols, der bereits für die
Organisation "Physicians for Human Rigths" in Bosnien tätig
war, fotografierte Helge Mundt vom 23. bis 31. März 1999
27 Rosen. Es sind Beschüsse aus der Zeit von 1992-1995,die
im Asphalt tiefe Narben hinterlassen haben, fotografiert mit
einer Plattenkamera in einer Zeit, in der die Nato-Offensive
gegen Rest-Jugoslawien begann. Die Photos sind wie offene
Wunden, die mitten ins Herz treffen.
Die "Voids" , 2. Teil der Ausstellung, halten die Erinnerung
an vor mehr als fünfzig Jahren begannenem Völkermord wach.
Die Photos dokumentieren exellent die strenge Stille und
Konzentration der Architektur von Daniel Libeskind im neuen
Jüdischen Museum. Sie drücken die Leere aus, die der Völker-
mord an der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich hinter-
lassen hat. Das Unfaßbare dieser Geschichte spricht durch
die Abstraktion der Räume. Die Architektur
unterstützt die Ausweglosigkeit und die Beklemmung; vor
diesem räumlichen wie photographischen Konzept wider das
Vergessen.
(Katja Wiehagen) www.raab-galerie.de